Das Steuerrohr am Wunschrad ist einfach zu lang? Das muss kein Grund dafür sein, einen kleineren und damit zu kurzen Rahmen zu wählen – ordern sie einfach den Ritchey Chicane B2 dazu! Der bringt den Lenker nämlich ein gutes Stück nach unten und ist eine Zierde für jeden Renner, selbst wenn dieser von einer anderen großen Vorbau-Marke stammt.
Bei sportlichen Fahrrädern ist die Rahmenhöhe kein Thema mehr. Wer ein Rennrad, Gravelbike oder MTB sucht, wählt die passende Größe nach Stack und Reach: die Distanz zwischen Tretlagermitte und Mitte Oberkante Steuerrohr, gemessen vertikal und horizontal. Diese zwei Werte zeichnen ein klares Bild von der Sitzgeometrie eines Rahmens, und von ihnen ausgehend kann man leicht entscheiden, ob ein Rahmen in Frage kommt, und wenn ja, in welcher Größe. Das Einzige, was man braucht, sind die persönlichen Referenzwerte. Abweichungen zu diesen können mit Spacern unter dem Vorbau sowie einem kürzeren oder längeren Vorbau korrigiert werden; allerdings funktioniert das nicht in jedem Fall – ganz so einfach ist die Sache nämlich doch nicht.
Flacher Lenkwinkel, langes Steuerrohr?
So können Stack und Reach nicht abbilden, wie sich der Lenkwinkel auf die Lenkerhöhe auswirkt – je flacher nämlich der Lenkwinkel und je länger der Vorbau, desto weiter wandert der Lenker nach oben. Und manchmal ist der Stack auch einfach zu groß, sprich das Steuerrohr ist zu lang und/oder die Gabel baut zu hoch. In diesen Fällen gibt es nur eine Möglichkeit: Ein Vorbau mit einer anderen Abwinkelung muss her. Ausgehend von der Klemmung am Steuerrohr, ist der Standard-Rennradvorbau um 6° abgewinkelt; legt man einen Lenkwinkel von 73° zugrunde, zeigt er also leicht nach oben. Modelle mit anderem Winkel muss man mit der Lupe suchen; bekannt ist etwa der 3T-Vorbau mit 17°-Winkel, der einst gefertigt wurde, weil die Profis beim Cervélo Test Team Probleme mit den langen Steuerrohren ihrer Rennmaschinen hatten. Im Vergleich zu einem konventionellen Vorbau gleicher Länge senkt der 17°-Vorbau den Lenker um extreme 25 mm ab – aber es geht natürlich auch etwas dezenter. Etwa bei Tom Ritchey, dessen WCS Chicane B2 gleich in zweierlei Hinsicht ungewöhnlich ist.
Klappe statt Deckel
Besonders ist erst einmal die Form des von 80 bis 130 mm Länge verfügbaren Teils: Statt eines abnehmbaren Deckels hat der Chicane eine Klappe, die den Lenker hält. Das beschert dem Vorbau eine sehr glatte Stirn, was die Aerodynamik verbessern und Carbonlenker beim Klemmen weniger belasten soll. Außerdem ist die Montage einfacher: Lenker einlegen, zuklappen und die zwei Schrauben festziehen – fertig. Anders als bei konventionellen Modellen muss nicht darauf geachtet werden, dass der Spalt zwischen Vorbau und Deckel oben und unten gleich breit ist. Etwas ungünstig ist freilich die Positionierung der Schrauben: Sie werden von hinten eingeschraubt und sind gerade mit dem Drehmomentschlüssel nur schwer zu erreichen. Dass kleine „Torx T20“-Schrauben verwendet werden, macht die Sache nicht einfacher. Vorsicht: Einen passenden Schlüssel findet man an keinem Minitool.
Dass jemand den Chicane aus ästhetischen Gründen kauft, halten wir durchaus für möglich, wir jedoch haben ihn aus einem anderen Grund ausgewählt: Der Vorbau ist um 10° abgewinkelt, und das ist ein deutlicher Unterschied zu einem 6°-Modell. Unsere 120-mm-Ausführung senkt den Lenker um etwa 12 mm ab, was in Sachen Stack schon recht ordentlich ist, wächst dieser doch je nach Anzahl der Rahmengrößen in Sprüngen von 20 bis 30 mm. Wer sich zwischen einem zu kurzen und einem zu hohen Rahmen entscheiden muss, kann mit dem Chicane letzteren passend machen.
Bitte die Klemmhöhe beachten!
Jedenfalls, wenn der Vorbau passt: Die Klemmhöhe am Gabelschaft beträgt bei Ritchey 42 mm, womit der Chicane 2 bis 4 mm höher baut als die Vorbauten diverser anderer Marken. Damit die Montage möglich ist, muss eine entsprechende Spacer-Reserve vorliegen, sollte aktuell ein flacherer Vorbau montiert sein. Auffällig ist auch, dass die Lenkerklemmung mit 48 mm sehr breit baut – das schont Carbonlenker, dafür muss man aber die Klemmschelle des Computerhalters ganz dicht am Vorbau platzieren, damit der Tacho mittig vorm Vorbau sitzt.
Optisch gefällt der Chicane mit mattschwarzer Stealth-Optik, aufgelockert durch einen glänzend schwarzen Längsstreifen mit den WCS-Weltmeisterstreifen an der Oberseite. Der mitgelieferte Vorbaudeckel ist entsprechend gestaltet, kann am Testrad aber leider nicht montiert werden, da er mit dem Klemmsegment im Gabelschaftrohr kollidiert. Wenn noch ein Spacer unterm Vorbau säße, würde das natürlich nicht passieren – aber dann müsste man den Chicane ohnehin nicht montieren, oder? Am 3T Exploro Race mit einem Stack von 584 mm ist er jedenfalls bestens dazu geeignet, die Sitzgeometrie zu optimieren.
Auf die Waage drückt das lange, nicht eben filigran wirkende Teil übrigens mit 143 Gramm – für einen Alu-Vorbau keinesfalls ein hoher Wert. Und an der Verdrehsteifigkeit des Ritchey gibt es nichts zu rütteln. mit 94,95 Euro ist der Chicane freilich nicht billig, dafür aber eben quasi konkurrenzlos, wenn es darum geht, ein zu langes Steuerrohr passend zu machen. Allerdings sollte er nur am Rennrad oder wie hier am „Soft-Graveller“ montiert werden – für harte Trail-Touren oder der Einsatz am Cyclocross-Rad ist dieser Vorbau nicht gedacht.
Zweite Variante mit Innenklemmung
Übrigens gibt es den Chicane in einer zweiten Variante mit ungewöhnlicher integrierter Klemmung und magetischem Vorbaudeckel. Dieses Modell ist noch ein bisschen glattflächiger, dafür aber weniger filigran und deutlich schwerer; für seine Montage muss das Steuerrohr exakt abgelängt werden, da über diesen Vorbau keine Spacer montiert werden können. Wer das hier vorgestellte Modell bestellen will, muss also auf den Namenszusatz „B2“ achten – und dann viel Spaß mit der optimierten Sitzposition!